Souvenir à Kladow

Mascha Kaléko

Aufnahme 2017

(geschrieben im heftigen Vorfrühling Manhattans)

Ich denke oft an Kladow im April …
Noch hält der Frühling sich im Wald verborgen,
Die Ufer warten kahl und winterstill,
Und nur die ersten Knospen rufen: „morgen!“

Auf einmal regt sich was im Vogelnest,
Und Sammetkätzchen schaukeln von den Weiden.
Die ganze Landschaft rüstet sich zum Fest –
In meinem Herzen rüstet sichs zum Scheiden.

Der letzte Abendgang duch die Allee:
Wie geisterhaft die fernen Glocken hallen!
Ein später Vogel ruft: „Ade. Ade.“
Das ist mir früher niemals aufgefallen.

In diesem Haus mit seinen blanken Scheiben,
Den Fliederbüschen und dem Silbermond,
Dem See, darauf die kleinen Boote treiben –
Hier hab ich achtzehn Frühlinge gewohnt.

Von meinem Herzen bleibt ein gutes Stück
Auf diesem kleinen Erdenfleck zurück.
– Und eine Stimme in mir sagt: Ich will
Die Stunde, wie sie ist, in mir bewahren.
Und sieh: da lebt sie, nach so vielen Jahren!

Ich denke oft an Kladow im April.