Else Lasker-Schüler

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Else Schüler wurde am 11.2.1869 als jüngstes von sechs Kindern in Elberfeld, einem heutigen Stadtteil von Wuppertal, geboren. Die Mutter wurde zu einer zentralen Gestalt ihrer Dichtung, ihr Vater, Aaron Schüler, ein jüdischer Privatbankier wurde später Vorbild für die Hauptfigur aus „Die Wupper“. Else galt als Wunderkind der Familie, denn sie konnte bereits mit vier Jahren lesen und schreiben. Ab 1880 besuchte sie das Lyzeum West an der Aue. 1894  heiratete sie den Arzt Dr. Jonathan Berthold Lasker und zog nach Berlin. Dort arbeitete sie im Rahmen ihrer zeichnerischen Ausbildung. Ihr erste Gedichtband „Styx“ erschien 1902. Am 11.4.1903 wurde Else Lasker-Schüler von Berthold Lasker geschieden, am 30.11. heiratete sie den Schriftsteller Georg Lewin, dem sie sein Pseudonym Herwarth Walden vorschlug. Nach der Trennung von Herwarth Walden 1910 wurde 1912 auch die zweite Ehe geschieden. Ohne eigenes Einkommen lebte Else Lasker-Schüler jetzt von der Unterstützung durch Freunde, insbesondere Karl Kraus. 1912 begegnete Else Lasker-Schüler Gottfried Benn. Es entstand eine intensive Freundschaft, die sich literarisch in einer großen Zahl von Liebesgedichten niederschlug, die sie Benn („Giselheer“) widmete.
Für das Titelblatt der Doppelnummer des Septemberhefts 1912 von Herwarth Waldens Kunstzeitschrift „Der Sturm“ schuf Franz Marc den Holzschnitt „Versöhnung“, eine Illustration des gleichnamigen Gedichts von Else Lasker-Schüler. Im Dezember 1912 lernten Franz und Maria Marc die Dichterin im Berliner Heim seiner Schwiegereltern kennen. Dem Treffen war eine Korrespondenz vorausgegangen, die sich zu einem regen Briefwechsel zwischen dem Prinzen Jussuf von Theben (Else Lasker-Schüler) und dem Blauen Reiter (Franz Marc) bis zum Sommer 1914 entspann. Von den privaten eigenhändig bemalten Kartengrüßen und Briefen sind 66 von Else Lasker-Schüler, 28 von Franz Marc erhalten. Nach Peter Klaus Schuster liegt das Einzigartige dieser Künstlerfreundschaft in der „doppelten Doppelbegabung“: So wie sich Franz Marc in seinen Karten über das Bild hinaus als poetischer Maler zeige, antworte Else Lasker-Schüler in ihren Briefen nicht nur mit Worten, sondern auch mit Zeichnungen. Mit dem Gedichtband „Meine Wunder“ (1911) wurde Lasker-Schüler zur führenden deutschen Expressionistin.
Zusammen mit Richard Billinger erhielt die Dichterin 1932 den letztmals vor der nationalsozialistischen Machtergreifung vergebenen Kleist-Preis. Am 19.4.1933, nach tätlichen Angriffen und angesichts der Bedrohung ihres Lebens, emigrierte sie nach Zürich, erhielt dort jedoch Arbeitsverbot. Die Kantonale und die Städtische Fremdenpolizei mit ihren Kontrolldetektiven erließen nur befristete Aufenthalte und verursachten dadurch ständige Ortswechsel. Von Zürich unternahm sie 1934 und 1937 zwei Reisen nach Palästina, ihrem „Hebräerland“. 1938 wurde ihr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, sie wird „schriftenlos“, wie es in der Schweiz heißt. 1939 reiste sie zum dritten Mal nach Palästina. Der Kriegsausbruch hinderte sie an einer Rückkehr in die Schweiz. Zudem hatten ihr die Schweizer Behörden das Rückreisevisum verweigert. 1944 erkrankte sie schwer. Nach einem Herzanfall am 16. Januar starb Else Lasker-Schüler am 22.1.1945. Sie wurde auf dem Ölberg in Jerusalem begraben.
Die Dichtung Else Lasker-Schülers, die von Jerusalem und dem Gelobten Land erzählt, steht im Spannungsfeld zwischen idealen Bildvorstellungen und den realen politischen und persönlichen Lebensumständen. Das Jerusalem, dem die Sehnsucht gilt, mag im Herzen liegen, mag ein Kindheitstraum oder der Ort geschützter Kindheit und märchenhafter Phantasiewelt sein. Zumeist ist es jedoch das verheißene Jenseitsbild. In Prosa und Gedicht verflechten sich daher biblische Bilder, die Geschichte des jüdischen Volkes, individuelle Exilerfahrungen und das sinnliche Erleben des Landes und der Stadt Jerusalem. Gershom Scholem verweist in diesem Zusammenhang auf eine „Opposition von messianischer und geschichtlicher Existenz“.

Werke u.a.:

1902:  Styx (erster veröffentlichter Gedichtband)
1905:  Der siebente Tag (zweiter Gedichtband)
1911:  Meine Wunder (Erstausgabe)
1913:  Hebräische Balladen
1917:  Gesammelte Gedichte
1943:  Mein blaues Klavier