Angelus Silesius

Angelus Silesius wurde am 25. Dezember 1624 getauft. Sein Vater war Stanislaus Scheffler, ein polnischer Adliger, der von Krakau wegen seines evangelischen Glaubens nach Breslau übersiedeln musste. In Straßburg begann Angelus Silesius 1643 ein Studium der Medizin und des Staatsrechts, danach ging er nach Leiden (1644–1647) und schließlich an die Universität Padua (1647), wo er 1648 zum Doktor der Philosophie und der Medizin promovierte.1649 trat Scheffler in Oels als Leibarzt in die Dienste des streng lutherischen Herzogs Silvius Nimrod zu Württemberg-Oels. Am 12. Juni 1653 bekannte er sich jedoch in der Kirche St. Matthias zu Breslau öffentlich zur römisch-katholischen Kirche und nahm den Namen Angelus an. Sein Konfessionswechsel erregte großes Aufsehen und rief harte Kritik von protestantischer Seite hervor. So fühlte er sich veranlasst, 1653 eine Art Rechtfertigungsschrift zu veröffentlichen, die „Gründtliche Vrsachen vnd Motiven, Warumb er Von dem Luthertumb abgetretten Vnd sich zu der Catholischen Kyrchen bekennet hat.“
In dieser Schrift nennt er als ein Motiv seines Übertritts die freventliche Verwerfung der Mystik (Theologiae mysticae), die der Christen höchste Weisheit sei. Im herrschenden dogmatischen Protestantismus sah er Abgötterei der Vernunft. Die katholische Kirche sei der Leib des heiligen Geistes.

Nach seiner Konversion stellte er sich mit großer Konsequenz in den Dienst der Gegenreformation Schlesiens, die er mit insgesamt 55 polemisch formulierten Streitschriften gegen die Protestanten unterstützte. Martin Luther nannte er einen Luzifer, der statt himmlischen Lichts nur höllische Finsternis gebracht habe; die Türkengefahr als Bedrohung des christlichen Abendlandes interpretierte er als göttliche Strafe für die lutherische Ketzerei. Ab 1654 bekleidete Angelus Silesius das Ehrenamt eines Hofarztes des Kaisers Ferdinand III. und wurde Mitglied der Rosenkranzbruderschaft. 1661 wurde Angelus Silesius für die Diözese Breslau in Neisse zum Priester geweiht. Von 1664 bis 1666 war er Hofmarschall des Breslauer Fürstbischofs Sebastian von Rostock. Danach lebte er bis zu seinem Tod zurückgezogen als Arzt für Arme und Kranke im Matthiasstift in Breslau. Er verschenkte sein gesamtes Vermögen an die Armen, sorgte für die Ausbildung von Waisenkindern und behandelte als Arzt unentgeltlich mittellose Patienten. Angelus Silesius starb nach längerer Krankheit am 9.7.1677.

Werke u.a.:

1642: Bonus Consiliarius. 352 deutsche Alexandriner
1652 Kristliches Ehrengedächtniss des Herrn Abraham von Franckenberg.
1657: Heilige Seelen-Lust Oder Geistliche Hirten-Lieder
1657: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime.
1675: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluss-Reime
1675: Sinnliche Beschreibung Der Vier Letzten Dinge