Johannes Bobrowski

Johannes Bobrowski wurde am 9.4.1917 in Tilsit geboren. Er entstammte einer evangelisch-baptistischen, nationalkonservativ orientierten Familie. Bereits 1935 war er wie seine ganze Familie der „Bekennenden Kirche“ beigetreten. Nach dem Abitur 1937 musste er einen zweijährigen Militärpflichtdienst in Königsberg antreten, nach dem er in Berlin ein Kunstgeschichtsstudium beginnen wollte. Bobrowski nahm als Gefreiter in einem Nachrichtenregiment am gesamten Zweiten Weltkrieg teil. Ende 1941 konnte er ein Semester lang Kunstgeschichte in Berlin studieren; eine NSDAP-Mitgliedschaft, die ihm einen längeren Studienaufenthalt ermöglicht hätte, lehnte er jedoch ab. Erste Gedichte erschienen 1944 in der Zeitschrift „Das Innere Reich“. Von 1945 bis 1949 war Bobrowski in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung lebte er bis zu seinem Tod in Berlin-Friedrichshagen. Er war als Lektor in Ost-Berlin tätig. In der von Peter Huchel geleiteten Zeitschrift „Sinn und Form“ erschienen 1955 seine ersten Gedichte seit 1944. Weitere Veröffentlichungen, zumeist in westdeutschen Zeitschriften und Anthologien folgten, Bemühungen um die Veröffentlichung eines eigenen Gedichtbands blieben jedoch erfolglos. Erst 1961 erschien in der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart Bobrowskis erster Gedichtband „Sarmatische Zeit“, der wenig später auch in der DDR veröffentlicht wurde. Spätere Veröffentlichungen erschienen sowohl in Verlagen der BRD als auch in der DDR. Bobrowski verstand sich stets als deutscher Dichter, der eine Trennung in ost- und westdeutsche Literatur ablehnte: „Ich bin, meiner Überzeugung nach, ein deutscher Schriftsteller. So wie einige meiner Freunde in Westdeutschland, Westberlin oder Frankreich deutsche Schriftsteller sind.“
Ab 1960 nahm Bobrowski an den Treffen der Gruppe 47 teil, im Oktober 1962 erhielt er deren Preis, wodurch er in ganz Deutschland und auch international bekannt wurde. Das führte dazu, dass er von der Staatssicherheit der DDR observiert wurde. 1963 trat er auch dem Deutschen Schriftstellerverband der DDR bei. Am 2. 9. 1965 starb Bobrowski an den Folgen eines Blinddarmdurchbruchs.

Werke u.a.:

1961: Sarmatische Zeit
1963: Schattenland Ströme
1964:Levins Mühle. 34 Sätze über meinen Großvater.
1965: Boehlendorff und Mäusefest. Erzählungen.
1965: Boehlendorff und andere. Erzählungen.
1965: Mäusefest und andere Erzählungen
1966: Litauische Claviere. Roman.
1966: Wetterzeichen. Gedichte.
1967: Der Mahner. Erzählungen und andere Prosa aus dem Nachlass
1970: Im Windgesträuch. Gedichte aus dem Nachlass
1972: Poesiealbum 52, Gedichte
1977: Literarisches Klima – Ganz neue Xenien, doppelte Ausführung
           mit einem Nachwort von Bernd Leistne, Illustrationen von Klaus Ensikat
2017: Gesammelte Gedichte