Mascha Kaléko
Mascha Kaléko wurde am 7.6.1907 als Golda Malka Aufen, Kind jüdisch-russisch-österreichischer Eltern im galizischen Chrzanów, Österreich-Ungarn, heute Polen geboren. 1914 übersiedelte zunächst die Mutter mit den Töchtern Mascha und Lea nach Deutschland, um Pogromen zu entgehen. In Frankfurt am Main besuchte Kaléko die Volksschule. Ihr Vater wurde dort aufgrund seiner russischen Staatsbürgerschaft als feindlicher Ausländer interniert. 1916 zog die Familie nach Marburg, schließlich 1918 ins Berliner Scheunenviertel. Hier verbrachte Kaléko ihre Schul- und Studienzeit. Sie war eine gute Schülerin und interessiert, später zu studieren, doch ihr Vater hielt ein Studium für ein Mädchen nicht notwendig. So begann Kaléko 1925 im Büro des Arbeiterfürsorgeamts der jüdischen Organisationen Deutschlands eine Bürolehre. Nebenher besuchte sie Abendkurse in Philosophie und Psychologie. 1928 heiratete sie ihren Hebräisch-Lehrer Saul Aaron Kaléko. Gegen Ende der zwanziger Jahre kam sie im Romanischen Café mit der künstlerischen Avantgarde Berlins in Kontankt. So lernte sie u.a. Else Lasker-Schüler, Erich Kästner und Joachim Ringelnatz kennen.
1929 veröffentlichte Mascha Kaléko erste Gedichte, die im heiter-melancholischen Ton die Lebenswelt der kleinen Leute und die Atmosphäre im Berlin ihrer Zeit widerspiegeln. 1933 publizierte sie „Das Lyrische Stenogrammheft“, über das der Philosoph Martin Heidegger später an sie schrieb: „Ihr Stenogrammheft zeigt, dass Sie alles wissen, was Sterblichen zu wissen gegeben ist.“ Obwohl das erfolgreich verkaufte Werk, im Januar erschienen, bereits im Mai den nationalsozialistischen Bücherverbrennungen zum Opfer fiel, gab Rowohlt 1935 eine zweite Auflage heraus. Außerdem erschien in dieser Zeit „Das kleine Lesebuch für Große“. Im Dezember 1936 kam ihr Sohn Evjatar Alexander Michael zur Welt, Vater war der Dirigent und Musikwissenschaftler Chemjo Vinaver. Am 22. Januar 1938 wurde die Ehe von Saul und Mascha Kaléko geschieden, sechs Tage später heiratete sie Chemjo Vinaver. Mascha behielt den Namen Kaléko als Künstlernamen bei. Die neue Familie emigrierte im September 1938 in die Vereinigten Staaten von Amerika. Der berufliche Erfolg für Vinaver blieb dort jedoch aus, Kaléko hielt die Familie mit dem Verfassen von Reklametexten über Wasser und schrieb unter anderem Kindergedichte. 1939 veröffentlichte Kaléko Texte in der deutschsprachigen jüdischen Exilzeitung „Aufbau". 1944 erhielt die Familie Vinaver/Kaléko die amerikanische Staatsbürgerschaft. Am 6. Dezember 1945 war Kaléko aktiv dabei, als der New Yorker Progressive Literary Club, eine von Heinrich Eduard Jacob gegründete Initiative zur Pflege der deutschen Literatur im Exil, verstorbener Dichter gedachte.
Nach dem Krieg fand Kaléko in Deutschland wieder ein Lesepublikum, „Das Lyrische Stenogrammheft“ wurde erneut von Rowohlt erfolgreich verlegt (1956). 1960 lehnte sie die Annahme des Fontane-Preises der Akademie der Künste in Berlin (West) ab, weil sie die Auszeichnung nicht aus der Hand des Jury-Mitglieds Hans Egon Holthusen, einem ehemaligen Mitglied der SS, entgegen nehmen wollte. Im selben Jahr wanderte sie mit ihrem Mann (ihm zuliebe) nach Jerusalem aus. Dort litt sie jedoch sehr unter der sprachlichen und kulturellen Isolation und lebte enttäuscht und einsam.
1968 starb ihr musikalisch hochbegabter Sohn in New York, 1973 ihr Mann. In ihrem letzten Lebensjahr fand sie kurzzeitig die Kraft zu schreiben wieder. Sie starb jedoch am 21.1.1975, 14 Monate nach dem Tod ihres Mannes in Zürich an Magenkrebs. Ihr Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Zürich-Friesenberg. Der Züricher Mascha-Kaléko-Weg liegt im Quartier Oerlikon. In Berlin-Kladow ist der Mascha-Kaléko-Weg nach ihr benannt.
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Werke u.a.:
1933: Das lyrische Stenogrammheft. Verse vom Alltag.
1935: Kleines Lesebuch für Große. Gereimtes und Ungereimtes
1945: Verse für Zeitgenossen.
1956: Das lyrische Stenogrammheft. Kleines Lesebuch für Große.
1961: Der Papagei, die Mamagei und andere komische Tiere. Ein Versbuch für verspielte Kinder sämtlicher Jahrgänge
1967: Verse in Dur und Moll
1968: Das himmelgraue Poesiealbum der Mascha Kaléko
1971: Wie’s auf dem Mond zugeht und andere Verse
1973: Hat alles seine zwei Schattenseiten. Sinn- & Unsinngedichte<