Joachim Ringelnatz

ringelnatz

(eigentlich Hans Bötticher, auch: Pinko Meyer, Fritz Dörry, Gustav Hester)
Geboren am 7.8.1883 in Wurzen/Sachsen; gestorben am 17.11.1934 in Berlin.

Der Sohn eines gutsituierten Tapetenentwerfers und Jugendschriftstellers war ein äußerst lebhaftes, phantasievolles Kind. Vom königlichen Staatsgymnasium Leipzig wurde er verwiesen. Die anschließend besuchte Privatschule verließ er nach der Obersekunda. Danach fuhr er zunächst als Schiffsjunge, später (mit Unterbrechungen bis 1905) als Matrose und als Freiwilliger bei der Marine zur See. Danach absolvierte er in Hamburg eine kaufmännische Lehre, arbeitete als Hausmeister in einer Pension in England, war Lehrling in einer Dachpappenfabrik, Angestellter in einem Münchner Reisebüro.

Mit 25 Jahren erhielt er Gelegenheit, in dem Künstlerlokal „Simplicissimus“ in München-Schwabing eigene Verse vorzutragen; er wurde zum „Hausdichter“ und kaufte sich in der Nachbarschaft einen Tabakladen – den er nach neun Monaten wieder schloss. Die Schwabinger Prominenz, die er hier kennenlernte (unter ihnen Frank Wedekind), ermunterte ihn zu eigenen Veröffentlichungen, die aber alle nur kleine Auflagen erreichten. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Bibliothekar bei der gräflichen Familie Yorck von Wartenburg in Schlesien und im Elternhaus des Balladendichters Börries von Münchhausen in Hannover sowie als Fremdenführer auf einer Burg. Am 1.8.1914 schrieb er schwungvoll in sein Tagebuch „Ich ziehe in den Krieg!“

Nach dem Kriege versuchte er sich in unterschiedlichen Branchen, u.a. in einer Gartenbauschule und als Archivar in einem Berliner Verlag. 1920 erhielt er ein Engagement an der Berliner Kleinkunstbühne „Schall und Rauch“. Dort und auf Tourneen durch die Kabaretts im ganzen deutschsprachigen Raum trug er (der sich seit 1919 nach dem seemännischen Namen für das glückbringende Seepferdchen Ringelnatz nannte) eigene Dichtung vor. 1933 erhielt er Auftrittsverbot in Deutschland; er starb verarmt im folgenden Jahr.

Werke u.a.:

1911:  Was ein Schiffsjungen-Tagebuch erzählt
1912:  Die Schnupftabakdose. Stumpfsinn in Versen und Bildern von Hans Bötticher und Richard Seewald
1913:  Ein jeder lebt's. Novellen von Hans Bötticher
1920:  Kuttel Daddeldu
1920:  Turngedichte
1922:  Die Woge. Marine-Kriegsgeschichten
1924:  ...liner Roma... Mit 10 Bildern von ihm selbst
1924:  Nervosipopel. Elf Angelegenheiten
1927:  Reisebriefe eines Artisten
1928:  Allerdings (Gedichte)
1928:  Als Mariner im Krieg (unter dem Pseudonym Gustav Hester)
1928:  Matrosen. Erinnerungen, ein Skizzenbuch, handelt von Wasser und blauem Tuch
1929:  Flugzeuggedanken
1931:  Mein Leben bis zum Kriege
1931:  Kinder-Verwirrbuch mit vielen Bildern
1932:  Die Flasche und mit ihr auf Reisen
1934:  Gedichte, Gedichte von einstmals und heute