Alfred Wolfenstein

Alfred Wolfenstein wurde am 28.12.1883 in Halle (Saale) geboren und wuchs dort sowie in Dessau auf. Ab 1905 studierte er Rechtswissenschaften in Berlin, Freiburg, München und Halle, wurde 1915 in Berlin zum Gerichtsreferendar ernannt und promovierte 1916. Im selben Jahr heiratete er die Dichterin Henriette Hardenberg. Bereits 1912 erschien Wolfensteins erstes Gedicht in der Zeitschrift „Die Aktion“. Mit Unterstützung von Robert Musil und Rainer Maria Rilke folgte im Mai 1914 Wolfensteins erster Gedichtband „Die gottlosen Jahre“. Vom Kriegsdienst wurde er wegen einer Herzerkrankung zurückgestellt. 1916 siedelte er nach München über, wo er 1919 während der Münchner Räterepublik unter Ernst Toller im „Rat geistiger Arbeiter“ mitwirkte. In dieser Zeit verkehrte er unter anderem mit Johannes R. Becher, Oskar Maria Graf und Rainer Maria Rilke. 1922 zog Wolfenstein wieder zurück nach Berlin, wo er als Dramatiker, Erzähler und Übersetzer tätig war. 1930 erhielt er für seine Rimbaud-Übersetzungen den ersten deutschen Übersetzerpreis der Goethe-Universität Frankfurt/Main.
Wolfenstein bekannte sich zum Pazifismus. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er von der Liga für Menschenrechte gewarnt, er stehe auf einer schwarzen Liste der neuen Machthaber. Wolfenstein emigrierte im März 1933 zunächst nach Prag. Zwei Jahre darauf flüchtete er nach Paris, wo er vom Einmarsch der deutschen Truppen 1940 überrascht wurde. Bei dem Versuch, sich den Besatzungstruppen durch eine Flucht nach Südfrankreich zu entziehen, wurde er in Donzy von der Front überrollt. Die Loirebrücke war bereits gesprengt und Wolfenstein musste nach Paris zurück, wo er bald darauf verhaftet und im Pariser Gefängnis La Santé festgehalten wurde. Nach seiner überraschenden Freilassung bemühte er sich von Carcassonne und Nizza aus um ein amerikanisches Visum, das ihm auf Vermittlung von Thomas Mann, Franz Werfel und Stefan Zweig erst im November 1942 gewährt wurde, als eine Ausreise aus Frankreich bereits praktisch unmöglich geworden war. Im Februar 1944 kehrte er nach Paris zurück, wo er unter dem Decknamen Albert Worlin lebte.
In den Jahren im französischen Untergrund ab 1940 hatte sich Wolfensteins Herzerkrankung verschlechtert. Zunehmend körperlich beeinträchtigt und depressiv nahm er sich am 22. Januar 1945 in einem Pariser Krankenhaus das Leben. Wolfenstein wurde auf dem Cimetière parisien de Pantin beerdigt. Der in den Kriegsjahren verfasste Gedichtzyklus „Der Gefangene“ erschien erst in den 1970er Jahren.

Werke u.a.:

Gedichtbände
1914: Die gottlosen Jahre. Berlin: S. Fischer,. (darin auch Städter)
1917: Die Freundschaft. Neue Gedichte. Berlin: S. Fischer,
1919: Menschlicher Kämpfer. Ein Buch ausgewählter Gedichte
1920: Der gute Kampf. Eine Dichtung
1928: Bewegungen. Eine Auswahl Dichtungen

Prosa
1918: Der Lebendige. Novellen
1924: Unter den Sternen. Novelle
1936: Gefährliche Engel. Dreißig Geschichten

Dramen
1917: Die Nackten
1922: Der Mann. Szenische Dichtungen
1923: Mörder und Träumer. Drei szenische Dichtungen.
1924: Der Flügelmann. Eine Dichtung
1925: Der Narr der Insel. Drama in acht Bildern
1926: Bäume in den Himmel. Drama in drei Akten
1929: Die Nacht vor dem Beil. Drama in neun Bildern
1929: Celestina. Schauspiel in zwei Teilen